Zugegeben, ich war ja skeptisch, was man uns in der heutigen Fortbildungs- veranstaltung wohl über Kompetenzen erzählen würde. Aber als die Vortragende fragte: „Kann man überhaupt NICHT-kompetenzorientiert unterrichten?“, ahnte ich: „das wird ein etwas entspannterer Zugang zu diesem Thema“. Hier einige Ideen und Inhalte aus dem Seminar:
Die Frage ist, wie lernt man überhaupt eine Sprache und welche Kompetenzen sollen trainiert werden? Beim Fremdsprachenerwerb sind dies natürlich das Hören – Lesen – Schreiben und vor allem das SPRECHEN. Das Wichtigste sollte sein, dass die LernerInnen einzelne Sprachbausteine, also Sprachbrocken erwerben, um sich in möglichst vielen Situationen verständigen zu können. Und sollte nachgefragt werden, weil man sie nicht verstanden hat, so müssen sie sich eben ‚anders‘ ausdrücken können. Ein elementares Repertoire an Grundfloskeln müsse daher erworben werden, und diese ‚Bausteine‘ müssten dann ständig trainiert und handlungsorientiert aktiviert werden (beschreibe, erkläre, präsentiere, kommentiere, analysiere, überzeuge, informiere usw.). Dabei müsse man immer von der unmittelbaren Lebenswelt der SchülerInnen ausgehen, und in der Folge immer ein wenig mehr ergänzen, hinzufügen und konzentrisch aufbauen. Jedoch immer so, dass die Schüler ‚bei sich‘, d.h. in ihrer unmittelbaren Erfahrungswelt bleiben. Die Themenbereiche des GERS werden dabei berücksichtigt: Familie, Umwelt, Essen und Trinken, Kleidung, Gesundheit, Feste, Schule, Arbeitswelt, Freizeitbeschäftigungen und Interessen, Geld, Erlebnisse, Reisen, kulturelle Aspekte, Kunst und Kultur, Médien und Kommunikation, Natur, moderne Technologien.
Es sollte von Beginn an möglichst viel in der Fremdsprache kommuniziert werden. Auch fremde Stimmen mittels Audiofiles sollten so bald als möglich im Unterricht verwendet werden. Monologische und dialogische Übungen sollten ebenfalls so früh wie möglich geübt, isolierte Übungssätze aber eher gemieden werden. Dabei sollten die verschiedenen Fertigkeiten (Hören, Lesen, Sprechen) im Unterricht ständig vernetzt werden, d.h. man sollte versuchen, zu jeder Übung auch Aufgaben zu stellen, die eine der anderen Fertigkeiten trainiert. Daher: Bei jeder Aktivität innehalten und überlegen, wie ich sie für die verschiedenen Fertigkeiten nutzen könnte! „So wichtig es ist, die einzelnen Fertigkeiten beim Testen voneinander abzugrenzen, so essentiell ist es, beim Üben die Fertigkeiten zu verschränken, um mit verschiedenen Sinnen und Methoden den Wortschatz zu vertiefen.“
Es sollten sich auch möglichst oft Inhalte wiederholen, um den Grundwortschatz zu festigen. Dieser feste Boden fehlt nämlich meist den SchülerInnen. Nicht „blanquette de veau“ , sondern „pain, lait, eau…“ werden wohl eher gebraucht werden. Außerdem: Grammatik gibt vor allem den LehrerInnen Sicherheit. Man sollte sich daher fragen, wieviel Zeit man mit Dingen verbringt, die die SchülerInnen wahrscheinlich gar nicht brauchen werden. „Das Gelernte muss wiederkommen und gebraucht werden, und was gebraucht wird, muss gelernt werden.„ D.h., man kann aus einer ur-faden Übung etwas Interessantes machen, durch ‚Simulation globale‚, durch weiterführende Fragestellungen, die die Kinder zum Fabulieren bringen und so ihren Wortschatz, den sie schon können, anwenden. SchülerInnen sollten vor allem viel sprechen, zu zweit, aber auch vor der Klasse (z.B. 2-3 minütige Monologe) Die MitschülerInnen sollten aber auch Feedback geben dürfen, nicht zuletzt, um auf einer Metaebene zu merken, was wichtig ist. Beim Sprechen sollte vor allem die Message im Vordergrund stehen, nicht die Fehler.
Ein paar Anregungen für den Unterricht:
- Sätze ganz laut nachsprechen, von einer Ecke der Klasse in die andere rufen!
- Wenn zu zweit geübt wird, sich leicht anstoßen (kinestätisch).
- SIK – Sprache im Kontext: Testformat zum Testen von Grammatik oder Wortschatz (auch gemischt). Dabei bereits verwendete Texte wieder verwenden! Bereits ab dem 1.Lernjahr einsetzen. Auch ganze Satzteile zum Einsetzen, Q1-Q7 zum Beispiel.
- Zeitschriften – wer findet die meisten Wörter (den längsten Satz), die er versteht?
- Höhere Klasse erstellt einen Fragebogen für eine erste Klasse zusammen und interviewt sie.
- Eine echte E-Mail an den/die FremdsprachenlehrerIn in der Fremdsprache schreiben. LehrerIn antwortet in der Fremdsprache.
- SchülerInnen 2-3 Minuten frei sprechen lassen und mit dem Handy aufnehmen. Kann als HÜ vorbereitet werden (konkrete Vorgaben), muss aber dann frei gesprochen werden (nicht auswendig).
- SchülerInnen selbst sog. Promptcards erstellen lassen (die alles enthalten, was sie können). Z.B.: Was sagst du wenn du wissen willst…? Wie sagst du „…“ auf Französisch? Wie fragst du nach dem Alter? Wie sagst du, dass du gerne Tennis spielst? usw.
- Eine Sprechübung aus einem Text machen. (Z.B.: J’utilise mon portable pour…)
- Simulation globale: Zu dem Video: Rose – La liste folgende Themenkreise ausarbeiten lassen (ev. auch in Gruppen): Portrait der Sängerin, ihre Wohnung und ihren Arbeitsplatz beschreiben, ein Interview mit ihr machen. Fabulieren lassen! Wortschatz anwenden.
- AUFGABENBEISPIELE: http://oesz.at/OESZNEU/main_01.php?page=0124
- KOMPETENZBESCHREIBUNGEN: http://oesz.at/download/Praxisreihe_9_web.pdf
- SPRACHENKOMPETENZENTRUM: http://oesz.at/OESZNEU/main_01.php?page=0123
- OESZ.AT: Hörbeispiele für Französisch und Italienisch.
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